Dresden, mon amour

Liebeserklärung an die Stadt, von der ich einst dachte, sie wäre nur eine Station.

Als ich letztens durch die Altstadt und über die Augustusbrücke zum Japanischen Palais schlenderte, überkam mich ein großes Gefühl von  „Zuhause“. Das ist Dresden für mich definitiv geworden. Nachdem ich nun fast acht Jahre hier lebe, kann ich mir wirklich schwer vorstellen woanders zu wohnen und dort noch einmal ein weiteres Zuhause zu finden. Auch wenn mich manchmal der Gedanke überkommt doch etwas näher zur Familie zurück zu ziehen. Dann schaue ich mir wieder „mein“ schönes Dresden an und will eigentlich nicht weg. Vielleicht pendele ich daher nach Leipzig und bin nicht umgezogen, obwohl Pendeln ehrlich nicht angenehm ist. Aber Dresden hat so seinen ganz eigenen Charme. Vor allem hat es die perfekte Größe, das Netz der öffentlichen Verkehrsmittel ist hervorragend und es gibt so viel zu Erleben. Auch wenn man irgendwie doch fast immer die selben Lokalitäten besucht und die selben Treffpunkte hat. Nicht zuletzt sorgen auch die Menschen hier für das Gefühl von Zuhause. Die meisten Freundschaften sind über den Status temporär weit hinaus. Und auch Dresden als Stadt ist mittlerweile so viel mehr als eine Station zum Studieren und im Lebenslauf. Hier hatte ich einige der schönsten Erlebnisse, aber auch gleichzeitig traurige Erinnerungen. Nur letztere tun nicht einmal mehr weh. Sie gehören dazu, zu meiner Geschichte und zu Dresden. War ich doch zu Beginn des Studiums noch ehrlich davon überzeugt nach meinem Abschluss weg zu ziehen oder eben zurück in die Nähe der Heimat, bin ich es längst nicht mehr. Aber wer weiß? Wenn eines im Leben sicher ist dann, dass nichts sicher ist. Doch eines ist sicher: Dresden, mon amour.  Dresden, du hast unendlich viele schöne Ecken, aber auch Ecken, in denen ich mich nicht wohl fühle. Deine Geschichte bricht einem das Herz, lässt einen aber auch Hoffnung schöpfen. Einst fast völlig zerstört, sind im Asisi Panometer deine dunkelsten Stunden zu sehen und zu fühlen. Ich weinte um eine Stadt, die ich noch nicht kannte. Schwer vorstellbar, wenn man betrachtet, wie hier immerzu Neues entsteht. Du magst darum kämpfen dein Image nicht von Demonstrationen egal welcher Art beeinflussen zu lassen, bist du doch gastfreundlich und weltoffen, so wie die Semperoper es verkündet. Dresden, du bist ein Ort, der Geschichte erzählt und von der Regentschaft August des Starken zeugt. Gleichzeitig bist du ein Ort, der Wandel groß schreibt. Mit einer Exzellenzuni, die alteingesessene Studiengänge hat gehen lassen. So gehörte ich zu der aussterbenden Art dieser in Dresden. Als Landeshauptstadt vielleicht fragwürdig. Aber der Haushalt macht auch vor die nicht halt, schönes Elbflorenz. Eine Brücke kostete dich das Unesco Weltkulturerbe. Dass diese deutlich weniger genutzt wird als ursprünglich geplant, ist Ironie des Schicksals. Hauptsache der kleinen Hufeisennase geht es gut. Dein Canalettoblick ist weltberühmt, nur leider gerade getrübt durch den Bau der Augustusbrücke. Den Slogan „Licht am Fahrrad, Licht am Fahrrad, Dynamo“ kennt hier jeder. Sobald ein Fußballspiel ist, ist die Stadt im Ausnahmezustand. Da wird auch der Hauptbahnhof großzügig abgesperrt. Und fast immer wenn Hubschrauber kreisen, ist klar, was dies zu bedeuten hat.

Ich bin sehr froh, dass du nicht so bist wie Berlin, Köln oder München. Nicht so groß, laut und unpersönlich. Und doch hätte ich dich manches Mal gerne etwas westlicher. Das sage ich als „Wahlossi“. So haben wir uns im Freundeskreis damals nach dem Abitur bezeichnet. Dabei sind das längst überholte Begriffe aus vergangenen Zeiten. Trotzdem würde ich ab und an gerne statt 3 Stunden einen kürzeren Weg in die Heimat haben. Auch hätte ich für dich gerne eine genauso vielfältige Anbindung wie Leipzig sie hat. Aber du bist, wie du bist, Dresden, und trotzdem bleibst du nicht stehen. Letztlich liebt man so vieles an dir, regt sich aber zugleich auch über einiges auf, so wie es in einer Beziehung normal ist. Egal, wo der Weg noch hinführen mag, du bist ein Teil meines Lebens. Dresden, mon amour.

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